Mothering the Mother
Zu jeder Zeit in der Geschichte und in fast jeder Kultur gab es geburtserfahrene Frauen, die Solidarität zeigten und andere Frauen während der Geburt ergänzend zur Hebamme unterstützten.
Niederkunft auf dem Geburtsstuhl im Jahr 1528
Diese uralte Tradition geriet jedoch in Vergessenheit und erlebt nun in vielen Ländern ein Comeback: Eine Doula unterstützt die Frau vor, während und nach der Geburt sowohl emotional als auch körperlich, sie informiert und begleitet die Eltern auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Als professionelle Geburtsbegleiterin dient sie in der Zeit des Übergangs von Frau zur Mutter. Das Wort Doula entspringt dem Altgriechischen und bedeutet sinngemäß „Dienerin der Frau“.
Eine Doula…
- ist wichtige Vertrauensperson
- unterliegt jederzeit der Schweigepflicht
- ist bei Unsicherheiten oder Ängsten stete Ansprechpartnerin
- versorgt die Frau (das Paar) mit allen notwendigen Informationen, damit sie wohlüberlegte, selbstbestimmte Entscheidungen treffen kann
- bespricht mit der Frau (dem Paar) deren Wünsche und Vorstellungen für die Geburt und entwickelt gemeinsam mit ihr einen Plan B
- fördert das Wohlbefinden der Frau bereits während der Schwangerschaft (z. B. durch Entspannungsübungen, Massagen)
- stärkt die Mutter-Kind-Bindung vor, während und nach der Geburt
- sieht die Geburt als Schlüsselerlebnis im Leben von Mutter und Kind
- ist davon überzeugt, dass Frauen intuitiv wissen wie gebären funktioniert und was für eine harmonische Stillbeziehung zum Baby nötig ist und fördert diese Kompetenzen
- steht der Frau (die Königin!) während der Geburt kontinuierlich, 1:1 zur Seite
- ersetzt NICHT die Hebamme und übernimmt NIEMALS eine medizinische Funktion, sondern sie schätzt das Hand-in-Hand-Arbeiten mit Hebammen und achtet die Hebammenhilfe sowie die Hinzuziehungspflicht einer Hebamme zur Geburt
- tritt im Geburtsteam als Bindeglied auf, indem sie für eine gute Atmosphäre und Kommunikationsbasis sorgt
- gestaltet die Geburtsumgebung so, dass sich die Frau sicher und geborgen fühlt
- konzentriert sich während der Geburt ganz auf die Bedürfnisse der Frau, sorgt für ihr Wohlbefinden, bestärkt und umsorgt sie, gibt ihr Sicherheit und zieht sich, wenn gewünscht, zurück
- betrachtet die Wehen als Wellen, als kraftvolles Geschenk für Mutter und Kind, wodurch sich beide immer näherkommen
- hilft dem Vater, seine Rolle während der Geburt zu finden und respektiert die Intimsphäre der werdenden Eltern
- reflektiert das Geburtserlebnis gemeinsam mit der Frau (dem Paar) in einem Treffen nach der Geburt
- unterstützt die Frau (das Paar), im Mutter- bzw. Elternsein anzukommen und die erste aufregende Zeit nicht als Unsicherheit, sondern als persönliches Wachstum zu erleben
- begleitet Geburten von Sternenkindern und Frauen in besonderen Lebenslagen (sehr junge Mütter, alleinstehende Frauen oder Frauen mit Gewalterfahrung)
Die Effektivität der 1:1-Betreuung während der Geburt wurde nachgewiesen!
Mittlerweile sind die natürlichen Vorgänge während Schwangerschaft und Geburt sehr in den Fokus von Medizin und Technik gerückt. Viele Frauen werden dadurch verunsichert und erleben sich, oftmals unbegründet, als risikoschwanger. Aber: Geburt ist keine Krankheit! Eingriffe in den natürlichen Geburtsprozess erzielen keine besseren Geburtsergebnisse, sondern haben häufig langfristige Auswirkungen auf Mutter und Kind. Zudem ist ein Gebären in Sicherheit und Geborgenheit unerlässlich. Ist dies nicht gegeben, steigt die Angst und somit das Risiko für schmerzliche und folgenschwere Geburtserfahrungen.
Forschungsergebnisse zeigen, dass eine kontinuierliche Unterstützung während der Geburt durch eine Person, die ausschließlich zu diesem Zweck anwesend ist, die nicht aus dem persönlichen Umfeld der Frau stammt, die in der Geburtsbegleitung erfahren und darin geschult ist (wie etwa eine Doula), zu weniger Komplikationen führt. Folgende Effekte wurden nachgewiesen:
- höhere Rate an Spontangeburten (weniger Kaiserschnitt-, Saugglocken- und Zangengeburten)
- kürzere Geburtsdauer
- weniger Schmerzmittel
- weniger Lokalanästhesien (z. B. PDA)
- weniger negativ beurteilte Geburtserfahrungen und eine höhere Zufriedenheit
- weniger niedrige Apgar-Werte der Neugeborenen nach fünf Minuten
- möglicherweise weniger postpartale Depressionen
- keinerlei negative Auswirkungen feststellbar